Frühlingsgejammer

Die Bäume blühen wie bekloppt, die Luft wird täglich wärmer und der Park vor meiner Haustür riecht schon verdächtig nach Frühling.
Es ist Mitte März, als ich vor fast vier Monaten eine dauerhafte Krankschreibung bekam, dachte ich, dass ich im März wieder ins Büro arbeiten gehen könnte.
Dann zog sich alles hin, dann lautete meine Diagnose doch noch härter, als ich zu glauben gewagt hätte und dann kam die Coronaepidemie. Mit ins Büro gehen geht gerade ohnehin nicht viel.

Und so richtig rausgehen und den Frühling genießen ist auch nicht, da wir das einmal nicht sollten und andererseits meine neuen Medikamente mich dermaßen müde machen, dass ich am Tag nur etwa drei Stunden zu irgendwas zu gebrauchen bin. Ganz wie im Dezember.
Mein Torso gleicht einem eckigen Schwamm, meine Beine sind dick, meine Haut ist porös und glänzt, ich bin langsam und fühle mich alt.

Wenn ich tagsüber etwas tun kann, dann schreibe ich ein bisschen, pflege Kontakte oder gucke nach meinem neuen Buch (bitte eBook, komm endlich in den Shops an, du willst es doch auch ^^).

 

Ich bin froh, dass ich zwischendurch eine Phase hatte, in der ich - zwar mit Pausen, aber immerhin - insgesamt gut 7 Stunden am Tag arbeitsfähig war und es für den Handel vorbereiten konnte. So war ich mich wenigstens produktiv, ehe der Knock-out wieder einsetzte.

 

Wegen der Epidemie wird sich meine Therapie verschieben, da das Sanatorium nun erstmal Patient*innen betreut, bei denen es um Leben und Tod binnen der nächsten 4 Wochen und nicht »nur« um Bewegungslosigkeit vor dem 50. Geburtstag geht.

 

So läppern sich die Wochen und ich befürchte, vor dem Sommer keinesfalls wieder arbeitsfähig genug zu sein, um in meinen Job zurückzukehren. Ich vermisse meine Kolleginnen, ich vermisse das Miteinander und das Gefühl, Teil der Lösung zu sein. Sogar meine schrulligen Chefs fehlen mir manchmal!


Zum Glück schlafe ich viel, sodass ich die meiste Zeit nicht merke, wie sehr mir mein Leben fehlt.