Benetzt

 

Wie ein Insekt beginne ich, zu weben.
Fleißig spinnen meine dünnen Finger und langen, langen Arme ein Netz.
Aus Sehnsucht, Wünschen und Träumen.

Jene, die mich immer wieder weitertreiben.

Klein-Mädchenfantasien von Schutz, Wärme und bedingungsloser Liebe.
Mein Netz ist fertig und zu dicht, als dass ich mich nicht regelmäßig darin verfangen muss.
Dann kullern Tränen über die silbernen Fäden, sie glitzern.
In der Ferne höre ich mein Herz schlagen - weit weg.
Erinnerungen an die Momente, in denen ich diesen Durst gestillt dachte - sie lachen.
Ich drehe mich nach ihnen um. Zu weit weg.

Dann spüre ich unseren letzten Kuss auf meinen Lippen. Ganz nah.
Er war perfekt. Innig, frech und nur eine Ahnung davon, dass es der Letzte sein würde.
Denn du hattest kurz zuvor dafür gesorgt, dass ich mich dir näher nicht fühlen konnte.
Die Erkenntnis kam, als ich aus deinem Netz heraustrat,

das Licht sah,

bevor ich in meines, das so viel dichter ist, hinabstieg.

Und dann darin emporkletterte, bis es sich auch hier lichtete.
Mein Fall konnte nur tief sein.
Ich bin nicht unten angekommen. So weit ... werde ich nie mehr fallen.

Ich habe endlich geweint. Ich will schlafen. Ich will wieder meine Ruhe.

Immer noch hoffe ich, dass du mich eines Tages verstehst. Und dass du dann glücklich bist.