Schreib- und Leidensgemeinschaft


Fortsetzung …

Da Depression mein ständiger Begleiter war und Aufputschmittel mich nur noch trauriger machten, konnte mich nur ein selbstausgeführter Arschtritt heilen. Offenbar bin ich damit auch noch nicht fertig, aber zumindest schon etwas empor geklettert.

 

Nachdem ich ein viertel Jahrhundert die Qualen des Stillstandes erlebt hatte, brach auch schriftstellerisch plötzlich alles los und die Idee in meinem Kopf, den historischen Roman zu schreiben, der seit Ewigkeiten in mir umhergeistert, nahm Gestalt an. Doch was rede ich von Stillstand? Eine Sünde das zu behaupten, bedenke ich, wie viel ich trotz der vielen Bremser (intern und extern) in meinem Leben geschaffen hatte. Doch all das war nichts Besonderes für mich, schließlich kam es nur von mir.

 

Und so eine ungebildete depressive Kuh wie ich wollte sich hinstellen und etwas kreieren wozu sie doch ihres Erachtens gar nicht den Schulabschluss hatte? Ja, genau so habe ich eine Zeitlang über mich gedacht. Dekadent, nicht wahr?

 

Mir war also bewusst, dass ich mir massig Wissen anzueignen hatte, um letztlich eine Arbeit abzuliefern, die mich dann auch selbst überzeugt. Da haderte ich ewig mit mir, hielt ich mich doch schlichtweg nicht für klug genug.

 

Als ich mich schlussendlich aber durchgerungen hatte und im Sommer letzten Jahres tatsächlich damit begann, mich geschichtlich ein wenig umzuschauen, wie ich es nannte, merkte ich schnell, wie sehr mich die erwählte Thematik fesselte.

 

Daten, Fakten, Namen, Auswendiglernen – wie ein Schwamm sog ich alles auf. Wusste gar nicht, dass ich das kann!

 

Auch hatte ich in der Schule nie verstanden, weswegen der 1. Weltkrieg ausbrach. Heute maße ich mir an, das Zeitgefühl soweit nachfühlen zu können, dass ich es zumindest nachvollziehen kann. All das ist für mich vor allem ein Auseinandersetzen mit der Geschichte meines Volkes, mit dem worunter wir seit Jahrzehnten leiden, uns aber die Trauer nicht erlauben. Doch dahinter, auch das habe ich gelernt, muss ein jeder selbst kommen.

 

Die Recherche machte Spaß, ich fand Unterstützung von Experten, fühlte mich sicher, wagte es schließlich mal zu schauen, welche Namen in dieser Zeit vergeben wurden. Und Alvine kam zu mir. Meine Heldin, der Blaustrumpf. Die tapfere, ungeduldige, eloquente Elfe. Nachdem das Kind einen Namen hatte, wollte es auch geboren werden. Ich verliebte mich (genau wie der männliche Held), schon während ich die Einleitung verfasste, in sie.

 

Sie hat eine wichtige Aufgabe von mir bekommen: lernen, der Liebe zu vertrauen und die Geduld zu üben. Ich habe die Hoffnung, mir da Einiges von ihr abschauen zu können.

 

(Fortsetzung folgt ...)