Verdrossen

Ich bin mir selbst gerade viel zu viel.
Ich brauche Nahrung, weiß aber nicht was ich essen soll.
Und ich stehe vor den Möglichkeiten und habe keine Ahnung, was ich wählen werde.

Appetitlosigkeit macht mich dünn - überall.
Ich bin mir in der letzten Woche zuvorgeeilt.
Ein großer Teil von mir, ich glaube, es ist mein Versand, steht hinten zurück und schreit: »Oh mein Gott, wo willst du denn hin?«
Und ich denke, mein Geist ist es, was nach vorne prescht, der mich drängt, mich unter Zugzwang setzt.
Er hat die Warterei satt - wer kann es ihm verdenken?
Unweigerlich frage ich mich: »Habe ich mich zu weit hervorgewagt?
Mir selbst Zugeständnisse gemacht, für die ich noch nicht reif genug bin?
Wird es letztlich erneut nur ein Ärgernis für mich?«
Und mein depressiver Rest stimmt ein: »Ja, natürlich!«
Dabei spüre ich genau, dass ich ein Bäumchen bin, das viel zu schwere Früchte trägt.

Ich musste etwas unternehmen, abwerfen, ehe meine Äste brechen!
Ich möchte mich momentan keinem zumuten und die ganze Zeit mit mir alleine sein, aber ich ertrag‘s einfach nicht mehr.
Ich will immer nur laufen und weiß nicht wovor weg.
Mein Körper ist müde, so elendig müde. Ich merke, dass ich an meine Grenzen stoße.
Und auch mein Geist ist erschöpft und dennoch darf ich wegen ihm nachts nicht schlafen.
Ich hatte mir schon so lange gewünscht, das sich der Mensch werde, der mich am glücklichsten macht.
Doch momentan bin ich diejenige, der mir keine Ruhe lässt und wie soll das weitergehen?
Ich habe mich so satt.
Satt auf eine Art des Überglücks.
Deswegen weiß ich auch nicht, was ich noch essen könnte.
Ich bin so hoch oben, dass mein Runterkommen nur tief sein kann.
Vielleicht wage ich mich darum so weit vor, weil ich mir selbst irgendwas beweisen will.
Ein großer Teil von mir muss ausbrechen.
Ausbrechen aus diesem Leben, aus diesem Körper, aus den irdischen Grenzen, die ihn einsperren.
Mein Herz ist schon so viel weiter, sehnt sich danach meinem Geist zu folgen.
Ich brauche jemanden, der in meinem Kopf aufräumt, denn ich weiß nicht mehr, wo ich anfangen soll und schon gar nicht, wann es aufhört.
Jetzt weiß ich, warum ich meine Stimme so lange nicht mochte -
Ich bin schlecht darin, mich selbst zu ertragen.
Weil ich einfach nicht aufhören kann, mich zu fragen, was ich mir sagen will.